BAGK+R – Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus

Newsletter  -  21. September 2016

Newsletter der BAG Kirche und Rechtsextremismus - Nummer 03, 2016

1. Herzlich Willkommen

2. Nachbetrachtungen

3. Aktuelle Veröffentlichungen und Neuerscheinungen der BAG K+R

4. Aus den Regionen, Landeskirchen & Diözesen

5. Empfehlenswerte Publikationen

6. Termine, Veranstaltungen & Aktionen

 

1. Herzlich Willkommen

Liebe Freund_innen, liebe Leser_innen,

nur noch wenige Monate trennen uns vom Ev. Kirchentag 2017 in Berlin und der vielfältigen Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum, an dem sich die BAG K+R mit verschiedenen interaktiven Seminar- und Workshopformaten und einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten beim Kirchentag beteiligen wird. Eines der Schwerpunktthemen der BAG K+R beim Kirchentag, wird die Auseinandersetzung mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie Rassismus und Antisemitismus in kirchlichen Kontexten sein.

Mit unserem aktuellen Newsletter wollen wir Sie auf Podien, Diskussionen und Tagungen, die wir als BAG K+R gemeinsam mit Partner_innen noch in diesem Jahr umsetzen, aufmerksam machen und informieren Sie über Veranstaltungen unserer Mitglieder in den jeweiligen Regionen. Eine Auswertung der 5. Ost-West-Konferenz vom April 2016 in Schwerte/NRW finden Sie im Newsletter ebenso, wie Termine und Einladungen zu aktuellen Veranstaltungen mit Beteiligung der BAG K+R.

Mit den neuen rechtspopulistischen Tönen, die seit einiger Zeit bei der AfD erklingen und die sich ebenfalls bei den rassistischen und islamfeindlichen Ressentiments der bundesweiten ~gida-Demonstrationen beobachten lassen, beschäftigt sich die BAG K+R bei ihrer diesjährige Vollversammlung im April.

Viel Spaß beim Lesen!

Auf Fragen, Anregungen und Kritik freut sich mit herzlichen Grüßen,

Eure/ Ihre Geschäftsstelle der BAG Kirche & Rechtsextremismus

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2. Nachbetrachtungen

 

Vollversammlung (VV) der BAG K+R am 15.4.2016 in Schwerte/NRW

Die 6. VV der BAG K+R führte am Vorabend der 5. Ost-West-Konferenz zwanzig Mitglieder ins evangelische Tagungszentrum „Haus Villigst“ nach Schwerte (Ruhr). Im Mittelpunkt der Beratungen standen die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmenden in und mit Willkommensbündnissen sowie der sich immer mehr zuspitzenden rassistischen Gewaltwelle gegen geflüchtete Menschen, deren Unterkünfte und Helfenden. Die Geschäftsstelle der BAG K+R stellte den bereits in 2015 in Halle (Saale) und 2016 in Werftpfuhl (Brandenburg) durchgeführten Workshop für Akteure in Willkommensinitiativen mit Angriffserfahrungen vor. Breiten Raum in der Diskussion nahm auch der Bedarf von Vernetzung von Praxis- und Wissenschaftsebene in der kirchenbezogenen Prävention Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und das vor diesem Hintergrund in Gründung befindliche Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie (N.A.R.R.T.) ein. Hier initiierte die Ev. Akademie zu Berlin eine Veranstaltungsreihe, die eine stärkere Vernetzung von Akteuren und die Produktion von Bildungsinhalten und -materialen, wo die größten Defizite wahrgenommen werden, zum Ziel hat. An Veranstaltungsreihe und Netzwerk beteiligt sich die BAG K+R personell und finanziell.

Die VV endete traditionell mit der Vorstellung des Sach- und Finanzberichtes der BAG K+R und der Entlastung des Sprecher*innenrates, der mit dieser Versammlung seine dreijährige Arbeit beendete. In den neuen Sprecher*innenrat wurden gewählt:

  • Petra Schickert, Kulturbüro Sachen e.V. – Mobiles Beratungsteam für die Region Mittel- & Ostsachsen
  • Karl-Georg Ohse, Projekt „Kirche stärkt Demokratie“ der der EKN
  • Martin Becher, Projektstelle gegen Rechtsextremismus im Ev. Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad
  • Jutta Weduwen, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF)
  • Henning Flad, Projekt “Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus” der Diakonie Deutschland
  • Andreas Belz, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)
  • Christian Staffa, Evangelische Akademie zu Berlin

 

Ost- West- Konferenz in Haus Villigst am 15./16.04.2016

Am 15. und 16. April 2016 fand im Ev. Tagungszentrum „Haus Villigst“ in Schwerte/NRW die 5. Ost- West-Konferenz der BAG K+R unter dem Titel „Kirche im ‚christlichen Abendland‘ – Positionierung im Spannungsfeld neokonservativer Tendenzen und gesellschaftspolitischen Engagements“ statt. 70 Teilnehmende aus Kirchen, Politik, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Initiativen diskutieren in den Plena und Arbeitsgruppen über eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft, rechtspopulistische Alltagserfahrungen in Ost- und Westdeutschland und die Konsequenzen der Wahlerfolge der rechtspopulistischen AfD. Auf der Tagesordnung standen u.a. Impulse von Vertreter*innen der evangelischen und katholischen Kirche, wie dem theologischen Vizepräsidenten der Evang. Kirche von Westfalen, Albert Henz und dem Leiter des Katholischen Büros in NRW, Dr. Antonius Hamers. An die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Fachleute richteten sich auch Wissenschaftler*innen, wie die Rechtsextremismusexpertin Dr. Britta Schellenberg von der Ludwig-Maximilians-Universität München und  Politiker*innen, wie die stellv. Ministerpräsidentin und Ministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann und der Bundestagsabgeordneten Volker Beck. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Suche nach gemeinsamen Antworten auf den aktuellen gesellschaftlichen Rechtsruck und einer besseren Koordination des Engagements für demokratische Werte sowie für eine gelebte Willkommens- und Integrationskultur. „Der gesellschaftliche Rechtsruck stellt auch eine Herausforderung für die Kirchen dar und erfordert ein engagiertes und vernetztes Handeln aller kirchlichen Akteure“, betonte Lisi Maier, Bundesvorsitzende des BDKJ in der Podiumsdiskussion am Abend des ersten Konferenztages.

Kirchen und Zivilgesellschaft müssten selbstbewusst das christliche Menschenbild verteidigen, „um sich effektiv gegen rassistische Hetze und Gewalt zu stellen“, betonten die Teilnehmenden der Konferenz. Dies sei in Zeiten, in denen sich die Zahl rassistischer Gewalttaten innerhalb eines Jahres verdoppelt hätten und an jedem Wochenende neue Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt würden, dringend notwendig. In 2016 organisiert die BAG K+R u.a. in Brandenburg und Bayern Workshops unter dem Motto „Neonazistischen Bedrohungen effektiver entgegen treten: Unterstützung für Willkommensinitiativen und Engagierte in der Flüchtlingshilfe“.

Eine Dokumentation der Konferenz befindet sich gerade in Endredaktion und wird ab Mitte Oktober 2016 als EPD-Dokumentation gedruckt und zum download auf unserer Homepage hier erhältlich sein.

 

Willkommen in Deutschland? – Workshopreihe der BAG K+R für Willkommensinitiativen, die von rassistischen und rechten Akteuren angegriffen werden

In Kooperation mit der Jugendbildungsstätte „Kurt Löwenstein“, dem Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter Gewalt und dem Bundesverband Mobile Beratung lud die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus Anfang Mai bereits zum zweiten Mal zum Workshop „Neonazistischen Bedrohungen effektiver entgegen treten: Unterstützung für Willkommensinitiativen und Engagierte in der Flüchtlingshilfe“ ein.

20 Teilnehmende aus verschiedenen Brandenburger Gemeinden und Initiativen nutzten die Gelegenheit sich auszutauschen und zu vernetzen. Auftakt des Tages war der Bericht eines engagierten Brandenburgers, dessen private PKW auf seinem eigenen Hof angezündet wurden. Ein Anwalt stellte sich den Fragen der Teilnehmenden mit besonderem Schwerpunkt auf Strafrecht und Hate Speech in Sozialen Medien.

Es folgten informative Workshops aus Perspektive von Opferberatung und mobiler Beratung zum Umgang mit Bedrohung und zu Anlaufstellen vor und nach Vorfällen oder Angriffen.

 

„Seht da ist der Mensch“ – Der Katholikentag 2016 in Leipzig

Vom 25. Bis 29. Mai 2016 fand in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag statt. Die BAGKR war dort im Zelt des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend mit einem eigenen Stand vertreten und konnte zahlreiche Katholikentagsbesucher_innen begrüßen und mit Info-Material und Expertise Frage und Antwort stehen. Auch zahlreiche Kirchen- und Politikprominente kamen so an unserem Stand vorbei.

Gegen die Normalität rassistischer Hetze und Bedrohungen in Zeiten von PEGIDA, setzen die Initiator_innen des „Zentrums Kirche und Rechtsextremismus“ ihre Vorstellungen einer aus der Ebenbildlichkeit Gottes und der Menschen abgeleiteten offenen Gesellschaft und eines vielfältigen Zusammenlebens aller, die hier leben. Das Zentrum, das neben dem offiziellen Katholikentagsprogramm stattfand, bot einen Ort für Austausch und Begegnung parallel zum offiziellen Katholikentagsprogramm.

Daneben war die BAGK+R oder ihre Mitglieder auf zahlreichen Podien, Workshops und Veranstaltungen vertreten und setzte Akzente in der Auseinandersetzung mit den Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.

 

„Vor Gott sind alle gleich“ – Der „Fachtag zu rassismuskritischer Religionspädagogik und Theologie“ an der Ev. Akademie zu Berlin

Der Fachtag am 11. Juli 2016 zielte auf eine Vernetzung der Akteure im Kirchlichen Feld, die zu antisemitismus- und rassismuskritischer Religionspädagogik und Theologie arbeiten oder arbeiten wollen, sowie deren Stärkung. Dazu kamen am heißesten Tag des Jahres 22 Teilnehmer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet aus unterschiedlichen pädagogischen Arbeitsfeldern und verabredeten die Gründung eines Netzwerkes antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie (N.A.R.R.T.). Der Fachtag begann mit drei Impulsen aus der Arbeitspraxis aus Perspektive einer Vikarin, eines Praxiswissenschaftlers am Comenius Institutes, und eines Theologen und wissenschaftlichen Mitarbeiters der Universität Oldenburg. Die beiden Lagebeschreibungen und eine Thesenreihe zur Qualifizierung der Anforderungen an antisemitismus- und rassismukritische Religionspädagogik und Theologie machten deutlich, dass wir dringlich und verstärkt unsere Ressourcen bündeln und unsere Begriffe schärfen, sowie Material und Grundlagen für eine qualifizierte Arbeit in Theorie und Praxis erarbeiten müssen.

Eine flexible Netzwerkstrutkur soll entstehen, die sich von unten aufbaut und der Arbeitsbelastung aller in diesem Feld nach Möglichkeit gerecht wird. Deshalb soll ab September 2016 mit der Einrichtung einer Website mit interaktiven Tools und einer online-Arbeitsebene für Netzwerkmitwirkende begonnen werden. Darüber hinaus soll jeweils bei bundesweiten Veranstaltungen der Mitglieder auch eine AdHoc-Arbeitsgruppe des N.A.R.R.T arbeiten und sich über aktuelle Themen und Arbeitsaufgaben verständigen.

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3. Aktuelle Veröffentlichungen und Neuerscheinungen der BAG K+R

 

 „Vor Gott sind alle Menschen gleich“ – Beiträge zu einer rassismuskritischen Religionspädagogik und Theologie

Im April erschien die neue Handreichung als Kooperationsprojekt zwischen Aktion Sühnezeichen e.V., Evangelischer Akademie zu Berlin und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus. Die Broschüre entstand im Blick auf die Notwendigkeit sich dem Themenfeld Rassismus und rassismuskritische Bildungsarbeit auch in Theologie und Religionspädagogik zu begegnen.

Über theologische, pädagogische und praktische Zugänge nähern sich die Beiträge von Dr. Eske Wollrad, Rainer Möller, Silke Radosh- Hinder, Dr. Christian Staffa, Dominik Gautier und Ayşe Cindilkaya dem Themenkomplex.

Die Broschüre ist in der Printversion derzeit vergriffen und wird im November erneut lieferbar sein. Sie steht aber unter folgendem Link zum download zur Verfügung: Beiträge-zu-einer-rassismuskritischen-Religionspädagogik-und-Theologie

 

„Ich will die Wahrheit. Über rassistische Routinen und den NSU-Terror – Zur Aufklärungsarbeit  im Theater“     

Neu im Materialbestand der BAG K+R ist die Broschüre „Ich will die Wahrheit“, die in Kooperation mit der Evang. Akademie zu Berlin, der Amadeu Antonio Stiftung der Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim AWO-Bundesverband und dem Rechercheprojekt NSU-Watch entstand. Thematisch nähert sich die Broschüre dem Stand der Aufklärungsbemühungen zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) aus der Perspektive der Angehörigen der Opfer. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der methodischen Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex mit den Mitteln darstellender Kunst und Theaterarbeit.

Die Broschüre ist gegen Portoüberweisung bestellbar unter Publikationen bestellen

 

„Ich will die Wahrheit.“ Postkartenserie zum 5. Jahrestag der NSU-Selbstenttarnung

Auf die bereits im vergangenen November veröffentlichte Postkartenserie wollen wir im Zusammenhang mit dem 5. Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU erneut hinweisen. Die Serie von drei Postkarten mit unterschiedlichen Originalzitaten von Angehörigen von Opfern des NSU-Terrors hat das Ziel, den Stand der Aufklärungsbemühungen zum NSU aus der Perspektive der Angehörigen der Opfer kritisch zu beleuchten. Die Postkarten fordern dazu auf, jeweils eigene Möglichkeiten zu nutzen und eine kritische Aufarbeitung zum NSU-Komplex zu unterstützen.

Die Postkarten sind gegen Portoüberweisung bestellbar unter Publikationen bestellen

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4. Aus den Regionen, Landeskirchen & Diözesen

 

Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland

„Manchmal tun wir das Populäre statt das Richtige“ – 3. Forum „Kirche und Rechtsextremismus in Norddeutschland“ tagte in Plön

Auch die Bahn ist nicht mehr das, was sie mal war. Viele Teilnehmer_innen bekamen das bei ihrer Anreise zum 3. Forum „Kirche und Rechtsextremismus in Norddeutschland“ Anfang Juli nach Plön zu spüren. Sie kamen wegen einer „Betriebsstörung“ zu spät. Auch die politische Lage scheint alles andere als gemütlich. Hat die Demokratie eine „Betriebsstörung“? Oder ist das „Ende der Gemütlichkeit“ erreicht, wie die Organisator_innen den Umgang mit Rechtsexpopulismus und Demokratiefeindlichkeit umschrieben hatten?

Bev Thomas, Theologin aus Birmingham stimmte die 40 Teilnehmer_innen mit einer Interpretation der Seligpreisungen ein. Für sie sind die Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium eine Herausforderung, ein Spagat, die jesuanischen Prinzipien im Hier und Jetzt zu leben. Sie sind eine Quelle der Veränderung, die den Status quo der Ungerechtigkeit und Diskriminierungen hinterfragt und uns auffordert aus der der Selbstannahme gesellschaftlich aktiv zu werden.

„Der Brexit ist eines der größten Eigentore des 21. Jahrhunderts!“, so Dr. Wolfgang Kraushaar, Hamburger Soziologe, und stehe beispielhaft für die manipulative Kraft von populistischen Kampagnen. In seinem Vortrag zeichnete Kraushaar ein differenziertes Bild der aktuellen politischen Situation in Deutschland. Die Mehrheit der AfD-Sympathisant_innen sei zwar nicht rechtsextrem, aber selbstbezogen und ethnozentristisch orientiert. Die AfD ziehe aus diesen diffusen Stimmungslagen politischen Gewinn und sei damit ein Katalysator für rassistische und rechtsextreme Einstellungen. Kraushaar empfahl eine offene und inhaltliche „Entzauberung“ dieser reaktionären Bewegung durch das Erklären  politischer Zusammenhänge und eine „Entgiftung“ der öffentlichen Diskussion.

Die vergiftete Diskussionskultur war Thema des zweiten Tages. Stefan Schölermann, Redakteur bei NDR-info schilderte an Hand seiner Radiopraxis, wie Medien Informationen aufbereiten und zur Meinungsbildung beitragen. Er appellierte an Journalist_innen und Rezipient_innen kritisch mit „Fakten“ und „Beweisen“ umzugehen. In Zeiten der schnellen Informationsverbreitung, sei es auch für die Medien schwierig, den Wahrheitsgehalt vieler Meldungen zu prüfen. Schölermann forderte eine sprachliche Abrüstung und eine Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung, die auch vor vermeintlichen Tabuthemen nicht zurückscheue.

Das Forum war auch in diesem Jahr ein wichtiger Platz, um sich auszutauschen und Impulse aufzunehmen. „Muvuca“ ein Ensemble aus Migrant_innen und „Deutschen“ war ein gutes Beispiel für den Dialog der Kulturen. Ein buntes Programm aus Musik, Gedichten, Hip-Hop, Folklore und Klassik boten die 16 Laienkünstler_innen aus Rendsburg. „Muvuca“ erzählte von den Gefühlen und Erlebnissen, die sich aus der Spannung von Flucht und Neuanfang ergibt.

Mit einem Ausblick auf das Forum 2017, das vom 23.-24. Juni stattfinden wird, ging die Tagung zu Ende. Und auch die Bahn fuhr wieder pünktlich.

 

Sachsen

Die Situation in Sachsen war in den letzten Monaten von einer auf außerodentlich hohem Niveau anhaltenden rassistischen und asylfeindlichen Stimmung geprägt. Eine Ursache dafür liegt in der rassistischen Stimmungsmache und Mobilisierung durch die in Dresden entstandene und in vielen lokalen Zentren in Sachsen mit kleineren Ablegern vertretene Pegida-Bewegung, die teilweise bis zu 25.000 Teilnehmende bei Demonstrationen mobilisierte. Wenig hilfreich erschienen aber auch allzu naive Dialogangebote seitens unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure bis hin in einzelne Kirchgemeinden, die auch Akteuren der Neuen Rechten, wie der Identitären Bewegung, der 1-Prozent-Bewegung oder dem Pegida-Organisationsteam eine Bühne bot. Die BAG K+R publizierte in diesem Zusammenhang einen Offenen Brief Dresdner Theologieprofessor*innen, der sich unter dem Titel „Neutral bleiben – Für Christ*innen keine Option“ konstruktiv-kritisch mit solchen Dialogangeboten bzw. mit Vorschlägen für eine gelingende Dialogkultur auseinandersetzt: http://bagkr.de/2016/02/29/neutral-bleiben-keine-option-fuer-christen/

Unser sächsisches Gründungsmitglied die ökumenische Arbeitsgemeinschaft Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus hat sich in ihrer Frühjahrsklausur in AG „Kirche für Demokratie und Menschenrechte“ umbenannt und anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens eine neue Handreichung unter dem Titel „Nächstenliebe leben – Klarheit zeigen“ veröffentlicht, die unter http://www.kirche-fuer-demokratie.de/wp-content/uploads/Naechstenliebe_leben_web.pdf zum download erhältlich ist.

 

Berlin

Die BAG K+R gab zum Thema „Kirche und Rechtspopulismus“ zwei Interviews:

http://www.deutschlandfunk.de/internationale-tagung-in-berlin-europas-wutbuerger-auf-dem.1148.de.html?dram:article_id=366034

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/religionundgesellschaft/201609/57805.html

 

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5. Empfehlenswerte Publikationen

 

Frindte, Wolfgang et.al. (Hg.): Rechtsextremismus und „Nationalsozialistischer Untergrund“ – Interdisziplinäre Debatten, Befunde und Bilanzen; VS-Verlag (2015), Taschebuch (487 S.), ISBN-10: 3658099968

Das Buch stützt sich auf die 27. Jahrestagung Friedenspsychologie, die im Juni 2014 unter dem Titel „Nationalsozialistischer Untergrund, Rechtsextremismus und aktuelle Beiträge der Friedenspsychologie“ in Jena stattfand. Um die Debatten weiterzuführen, liefern die Buchbeiträge nun neue Argumente. Neue Ansätze in der Rechtsextremismusforschung werden präsentiert, die öffentlichen Debatten und Kontroversen um den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) diskutiert und Präventions- und Interventionsansätze vorgestellt.

 

Williams, Reggie L. (Hg.): Bonhoeffer’s Black Jesus: Harlem Renaissance Theologie and an Ethic of Resistance; Baylor University Press (Oktober 2014), Taschenbuch (196 S.), ISBN-10: 1602588058

Das Buch analysiert anhand von Zeitdokumenten und -zeugenberichten Bonhoeffer’s theologische und praktische Erfahrungen während eines einjährigen Auslandsstudiums am Union Theological Seminary in New York. Bonhoeffer lernte während dieser Zeit die sozialpolitische Gemeindearbeit einer afroamerikanischen Kirchengemeinde in Harlem kennen. Er erlebte die Folgen der Weltwirtschaftskrise hautnah, die besonders Afroamerikaner und Farmer traf. Bonhoeffers Theologie wurde von der (sozial-)politischen Theologie der ‚Harlemer Renaissance‘ stark beeinflusst, die die Leiden Christi am Kreuz mit der eigenen Unterdrückungserfahrung gleichsetzte und direkte Nachfolge als sozialpolitisches Engagement verlangte. Dieser Ethos der Nachfolge als direkter Widerstand gegen Unterdrücker stellte sich nicht nur gegen die ‚Deutschen Christen‘ sondern ist auch heute aktueller denn je.

 

Waibel, Harry (Hg.): Der gescheiterte Anti-Faschismus der SED: Rassismus in der DDR; Verlag Peter Lang, FFM (April 2014), geb. Ausgabe (293 S.), ISBN-10: 3631650736

Über 8600 neo-nazistische, rassistische und antisemitische Propaganda- und Gewalttaten sind für die DDR belegt, bei denen es tausende Verletzte und mindestens zehn Tote gab. Der Anteil antisemitischer Angriffe liegt bei etwa 900 Fällen, davon betreffen etwa 145 Schändungen jüdischer Friedhöfe und Gräber. Der Anteil der rassistischen Angriffe liegt bei rund 725 Vorfällen. Rassismus, Neo-Nazismus und Antisemitismus waren Bestandteil des öffentlichen Alltags. Sie wurden von der SED konsequent geheim gehalten, ihre Ursachen geleugnet und verdrängt oder dem Einfluss des Westens zugerechnet. Vielfach wurden die Opfer selbst dafür verantwortlich gemacht.

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6. Termine, Veranstaltungen & Aktionen

 

30.09. bis 02. Oktober 2016, Berlin

„Nicht jüdisch noch griechisch“ – Rassismuskritische Perspektiven auf Selbstbilder und Abgrenzungsmuster

In gegenwärtigen Debatten über das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft wird die Frage nach Identität meistens dazu eingesetzt, Eingewanderte und Einwandernde als Fremde zu markieren. Aus Abgrenzungen zu dem, was als anders und nicht zugehörig beschrieben wird, wird die eigene religiöse und kulturelle Identität definiert. Die findet auf allen Ebenen der Alltagspraxis statt und dient dazu, dem persönlichen wie kollektiven Selbstverständnis Stabilität zu verleihen und damit der Sehnsucht nach einer klaren und gefestigten Identität nachzugehen. Vor dem geschichtlichen Hintergrund von Antisemitismus und Kolonialrassismus sind solche Prozesse gefährlich zu nennen, waren doch identitäre Gemeinschaftsideologien im zwanzigsten Jahrhundert die Grundlage für systematische Verfolgung und Ermordung. So erscheinen Identitätskonstrukte aktueller populistischer Gruppen wie u.a. der Pegida als Warnzeichen für einen wieder erstarkenden europäischen Rassismus. Deshalb werden wir unseren Blick auf die sozialen und kulturellen Prozesse richten, aus denen solche identitären Selbst- und Fremdvergewisserungen hervorgehen und nach deren jeweiligen Funktionen fragen. Davon ausgehend werden wir Ansätze aus Wissenschaft und Bildungspraxis diskutieren, die zeitgemäße, migrationsgesellschaftliche Selbstbilder als Gegenkonzepte ins Spiel bringen. Das Programm und Anmeldeinformationen finden Sie unter http://www.eaberlin.de/seminars/data/2016/pol/nicht-juedisch-noch-griechisch/

 

10.Oktober 2016, 10:00-15:00 Uhr, Berlin

Die Kirchen in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus

In Deutschland konstituiert sich momentan eine neue rechte Bewegung, die Rassismus mit antidemokratischen Ressentiments verbindet, und auch in der Mitte der Gesellschaft Anklang findet. Für die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände stellt dies eine große Herausforderung dar: Die Ziele der rechten Bewegung stehen in direktem Widerspruch zu ihrem Engagement für Flüchtlinge und für eine offene Gesellschaft. Gleichzeitig finden weiterhin zahlreiche Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte statt, geraten auch Unterstützer*innen der Flüchtlinge unter Druck.

Auf der Kooperationsveranstaltung von BAG K+R mit dem Projekt Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus der Diakonie Deutschland und dem BDKJ Bundesverband soll einerseits eine Analyse der Bedrohungslagen stattfinden, andererseits aber auch gefragt werden, wie aus dem kirchlichen Raum angemessen darauf reagiert werden kann.

Tagungsort
Diakonie Deutschland
Caroline-Michaelis-Straße 1
10115 Berlin
Raum Amalie Sieveking 0.K.01

Anmeldung unter: Mirjam.Appel@diakonie.de formlos erbeten.

 

04. November 2016, Hamburg

„Norddeutschland, der NSU und rechter Terror“ – Ein Hearing zum NSU-Komplex, Rassismus und Justiz in Hamburg

Das Hearing wird von der Ev. Akademie zu Berlin, der BAG K+R, dem Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus bei Arbeit und Leben Hamburg und dem Rechercheprojekt NSU-Watch in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert und beleuchtet die Kontinuitäten rechten und rassistischen Terrors in Norddeutschland ebenso, wie insbesondere die Rolle von Polizei und Justiz bei dessen Strafverfolgung.

Nähere Informationen hierzu erhalten Sie ab Anfang Oktober unter: www.bagkr.de

 

05. November 2016, Berlin

„Rassismus, NSU und die Stille im Land“ Fachgespräch zum 5. Jahrestags der Selbstenttarnung des NSU

Das Fachgespräch in Kooperation mit Ev. Akademie zu Berlin, dem Rechercheprojekt NSU-Watch und in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung widmet sich dem aktuellen Stand der Aufarbeitungsbemühungen fünf Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU und einer selbstkritischen Analyse bisheriger Bemühungen, sowohl in diversen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen, in Selbsthilfeorganisationen von Betroffenen des NSU-Terrors, der Begleitung des Münchner NSU-Prozesses als auch mittels zivilgesellschaftlicher Recherche- und Dokumentationsarbeit.

Nähere Informationen hierzu erhalten Sie ab Anfang Oktober unter: www.bagkr.de

 

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